In der Reihe "Der politische Film" zeigen wir den Dokumentarfilm "Seefeuer" von Gianfranco Rosi.

Datum: Donnerstag, 11.5.17
Beginn: 20:00
Ort: Kinocafé Taufkirchen
UKB: € 5.-

Vor dem Film gibt es eine kurze Einführung und danach die Möglichkeit einer Besprechung.

Inhalt: Samuele ist 12. Nach der Schule trifft er seine Freunde oder streift mit einer selbstgebauten Steinschleuder durch die Gegend. Er will Fischer werden, so wie sein Vater. Samuele lebt auf der Mittelmeerinsel Lampedusa, auf der das Leben schon immer von dem geprägt war, was das Meer bringt. Seit Jahren sind das nun vor allem Menschen – Tausende Flüchtlinge, die in der verzweifelten Hoffnung auf ein besseres Leben eine lebensgefährliche Reise wagen.

Ein Jahr lang beobachtete Regisseur Gianfranco Rosi Leben und Alltag auf Lampedusa, der „Insel der Hoffnung“, die zur Anlaufstelle unzähliger Flüchtlinge wurde. Der bewegende Dokumentarfilm erhielt auf der Berlinale 2016 den Goldenen Bären als Bester Film sowie zahlreiche weitere Auszeichnungen.

http://www.seefeuer.weltkino.de/#home


Immer mehr Menschen fliehen

Die Zahl der Menschen, die vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen, war noch nie so hoch wie heute. Ende 2015 waren 65,3 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Im Vergleich dazu waren es ein Jahr zuvor 59,5 Millionen Menschen, vor zehn Jahren 37,5 Millionen Menschen.


Türsteher Erdogan

Seit dem EU-Türkei-Deal von März 2016 haben Schutzsuchende, die auf den griechischen Inseln anlanden, keinen Zugang mehr zu einem regulären Asylverfahren, bei dem ihre Asylgesuche inhaltlich geprüft werden würden. Stattdessen soll in einem Schnellverfahren lediglich geprüft werden, ob sie in der Türkei bereits sicher waren, womit ihr Asylgesuch in Europa unzulässig wäre. Viele Flüchtende wählen deshalb eine andere Route über das zentrale Mittelmeer, Richtung Italien. Die Türkei erhält für diesen „Türsteherdienst“ bis 2018 6 Mrd. Euro plus freies Geleit auf ihrem Weg in die Diktatur.


Massengrab Mittelmeer

Über 5000 registrierte tote Flüchtlinge im Mittelmeer im Jahr 2016 – das sind noch einmal deutlich mehr als die 3.771 dokumentierten Ertrunkenen im bislang tödlichsten Jahr 2015. Wie viele weitere Menschen umkamen, ohne jemals gefunden oder registriert zu werden, ist nicht bekannt. Rund 90 Prozent der Schutzsuchenden brechen von Libyen aus auf in Richtung Europa, die meisten flüchten aus Nigeria, Eritrea, Sudan und Gambia – vor politischer Verfolgung, Gewalt, Repression und erdrückender Perspektivlosigkeit. Ca. 16% der in Italien Ankommenden sind Kinder, die meisten von ihnen unbegleitet.


Humanitäre Hilfe und Solidarität

Angesichts der völlig unzureichenden Hilfsmaßnahmen der EU-Staaten haben mittlerweile nicht-staatliche Organisationen und private Initiativen Boote zur Rettung Flüchtender ins Mittelmeer entsandt. Ebenso versorgen auch viele ehrenamtlich Helfende die Durchgekommenen, sei es in Italien, Deutschland oder in anderen Zufluchtsländern. Aber die Kräfte und Möglichkeiten ehrenamtlicher Unterstützer_innen sind begrenzt und die aus Afrika Fliehenden werden nicht weniger, denn die Gründe für ihre Flucht bestehen fort.


Fluchtursachen beseitigen?

Dass Krieg und Armut die Hauptgründe für Flucht sind, ist allgemein bekannt, doch dagegen vorzugehen, hieße für die deutsche Regierung, sich offen gegen kriegstreibende Mächte wie die USA zu stellen, keinerlei Waffen an despotische Regime wie Saudi-Arabien oder die Türkei zu liefern und eigene militärische Abenteuer im Ausland zu beenden. Zudem müsste die Ausbeutung insbesondere afrikanischer Gesellschaften aufhören, die dort immer neues Elend und neue Perspektivlosigkeit produziert. Aber wer erwartet schon von Merkel, Gabriel, Seehofer & Co. eine solche Abkehr von ihrer bisherigen Politik? Wohl niemand. Denn ihre Macht und der Reichtum ihrer Freunde und Geldgeber könnte darunter leiden. So werden sie weiter versuchen, das Versenken von Schlepper-Schiffen und Einrichten sogenannter Migrationszentren in Nordafrika als taugliche Maßnahmen zur Bekämpfung von Fluchtursachen darzustellen. Tatsächlich wollen sie die Flüchtenden aber nur von Europa fernhalten.


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